Die Digitalisierung in Ausbildung und Beruf ist ein branchenübergreifendes Thema. Die Fachzeitschrift B&B Agrar hat in ihrer Ausgabe (1-2019) einen Beitrag aus dem Transfernetzwerk vierpunkteins veröffentlicht.
Der Artikel (PDF-Datei) von Tarek Lababidi reflektiert die bisherigen Erfahrungen aus den Unternehmenskontakten und beschreibt die Themenfelder sowie die Vorgehensweise im Projekt vierpunkteins.
„Recruiting 4.0“, das war das Thema des heutigen Arbeitskreises Digitalisierung. Rund 20 Interessierte trafen sich bei bestem Wetter bei Volker Rumstich Transporte GmbH in Parchim. Fachkräfte finden und binden, wird im digitalen Zeitalter – insbesondere für die neue Azubi-Generation Z – immer wichtiger. Aber wie tickt die Generation Z und worauf sollte man als Arbeitgeber achten? Dazu gab Patricia Hennings von MANDARIN MEDIEN hilfreiche Tipps und in einem kurzen Live-Check, wertvolle Hinweise für die Gestaltung der eigenen Karriereseiten. Wie Azubi-Marketing noch aussehen kann, zeigte Carolin Rödiger von der landesweiten Fachkräfteinitiative „Durchstarten in MV“. Unternehmen können dabei auf dem Online-Portal www.durchstarten-in-mv.de ihre Ausbildungsangebote oder auch ihren „Tag der offenen Tür“ kostenlos veröffentlichen und Auszubildende, Eltern und Wegbegleiter gezielt ansprechen. Tobias Böse von der Kreishandwerkerschaft Nordwestmecklenburg-Wismar stellte zum Abschluss spontan die hauseigene Kampagne „Das Beste am Handwerk“ vor. Auf kreative Art werden hier Print und Digital verknüpft. So fangen Plakate von Azubis und Meistern zu sprechen an, wenn man über ihre QR-Code-Münder scannt – ein wirklich innovatives Ausbildungsmarketing!
Ein großer Dank geht an alle Referenten für ihre tollen Beiträge und an Frau Katja Rumstich für die schönen Räumlichkeiten!
Digitales Lernen in der Aus- und Weiterbildung ist ein bundesweites Thema. Daher freuten wir uns besonders über den Besuch unserer „vierpunkteins“-Projektpartner aus Berlin/Brandenburg und Nordrhein-Westfalen. An zwei Tagen konnten sich die regionalen Teams in den Räumlichkeiten der Fachhochschule des Mittelstandes zum Status Quo austauschen und gegenseitig über Best Practice Beispiele berichten. So kann der überregionale Transfer weiter vorangetrieben werden und auch unsere Unternehmer und Aus- und Weiterbildungseinrichtungen in M-V profitieren langfristig von diesem Erfahrungsaustausch. Von der tollen Kulisse der Schweriner Altstadt konnten sich unsere Projektpartner bei einem Stadtrundgang überzeugen. Eben ein Land zum Leben und Arbeiten.
Wie gelingt es uns die Auszubildenden besser an Bord unseres Unternehmens zu nehmen?
Unser Praxisworkshop am 8. und 9. März in Krefeld nahm dieses Thema unter die Lupe. Angesichts einer hohen Anzahl vorzeitiger Ausbildungsabbrüche und einer sinkenden Ausbildungsbeteiligung von Unternehmen, ist es legitim, die bestehende Praxis zu hinterfragen. Zu gucken, was gut funktioniert und wo es besser geht und welche Mittel dabei helfen, ist auch Gegenstand bei vierpunkteins.
„Für die Ausbildungsbeziehung und Kommunikation bietet auch die Digitalisierung an dieser Stelle die eine oder andere Hilfestellung.“
In interaktiven Teamübungen ging es darum, wie die ersten 100 Tage im Onboardingprozess gestaltet werden können und wie schon vor dem Start die Weichen positiv gestellt werden. Wir beobachten, dass das Interesse an „Blue Collar Berufen“ unter Jugendlichen seit Jahren insgesamt abflaut. Ob im Gartenbau, auf dem Bau, als Maler und Lackierer oder in der Lebensmittelverarbeitung – die Berufswahlpräferenzen liegen in der Regel anderswo. Daraus ergibt sich, dass diese Berufe überwiegend von jungen Menschen gewählt werden, die über geringere schulische oder auch deutschsprachliche Basiskenntnisse verfügen.
„Unternehmen, die weiterhin auf Ausbildung setzen, müssen andere Wege gehen und ihre Anforderungen bzw. einige Methoden an die Gegenwart anpassen.“
Im Umkehrschluss bedeutet dies für den Betrieb auch, dass ein besseres Zusammenspiel und ein höherer Aufwand mit Blick auf das berufsschulische Lernen und die Kooperation mit den Berufsschulen nötig sind.
Die Online-Berichtsheftführungund digitale Dokumentationssysteme bieten interessante Lösungen, um die Abstimmung zwischen den Beteiligten zu verbessern und Lernfortschritte einheitlich zu überprüfen. Dies war ein Schwerpunktthema an Tag zwei unserer Fortbildung, präsentiert von Anne Stapf. Eine Reihe von Apps können das Lernen attraktiver machen. Und wenn es, trotz Onboardingplan und technologischer Werkzeuge, nicht so rund läuft wie gewünscht? Im Workshop wurden Zielvereinbarungsgespräche nach dem SMART-Verfahren geübt, Motto-Ziele und Regeln für ein gutes Feedback in den Blick genommen. Auch zwei Berufsberaterinnen der Agentur für Arbeit nahmen teil und gewährten interessante Einblicke in ihre Beratungspraxis.
** Zustimmungserklärung zur Veröffentlichung von Bildmaterial: Mit meiner Anmeldung erkläre ich, dass ich damit einverstanden bin, dass auf der hier genannten Veranstaltung des vierpunkteins-Projekts Bild- und Filmaufnahmen von meiner Person erstellt werden. Ich erkläre mich zudem damit einverstanden, dass diese von mir erstellten Aufnahmen zur Pressearbeit und Berichterstattung des Projekts „vierpunkteins – Digitalisierung in der Aus- und Weiterbildung“ und dessen Folgeprojekte sowie dessen Verbundpartner Berufsförderungswerk der Fachgemeinschaft Bau Berlin und Brandenburg gGmbH, DEKRA Media GmbH, IMBSE GmbH, KH Qualifizierungs- und Vermittlungs- GmbH/ Bildungszentrum Handwerk Duisburg und Unternehmerverband Mecklenburg-Schwerin e.V. genutzt und veröffentlicht werden in folgenden Medien: Webseiten, Social Media Kanäle (Facebook, Youtube, Twitter, Instagram usw.), Printprodukte (z.B. Informationsbroschüren, Projektberichte usw.), Präsentationen auf Messen und ähnlichen Veranstaltungen, Pressemitteilungen sowie Veröffentlichungen in der Presse und Rundfunk.
Auf der eQualification des Bundesministeriums für Bildung und Forschung im ehemaligen Bundestag in Bonn präsentierte sich unser Projekt vierpunkteins mit einigen Beispielen aus der Pilotphase.
Anja Kirchner vom Unternehmerverband Norddeutschland Mecklenburg-Vorpommern e. V. stellte das 2018 erstmals durchgeführte Ausbildertrainingscamp sowie einige interessante Apps vor, die für das berufliche Lernen hilfreich sind.
Michael Trommen vom Bildungszentrum Handwerk Duisburg schloss thematisch an seine Vorrednerin an und präsentierte ebenfalls nützliche Tools. Ein besonderes Augenmerk lag auf dem Medienkoffer „d.a.v.i.t.“, mit dessen Hilfe Auszubildende kleine Videos produzieren und ihre Medienkompetenz, z.B. durch Anwendung diverser Software und Dateimanagement, spielerisch verbessern. Der Lern- und Spaßfaktor ist garantiert!
Unter den vorgestellten Apps und Tools waren unter anderem „Mein Vokabular“, „Tutory“, „Tweedback“ und „Envision“. „Die teilnehmenden Personen zeigten sich sehr interessiert an den kleinen innovativen Lösungen. Ein Betrieb aus Süddeutschland möchte den D.a.v.i.t. selbst anschaffen und das Schulungskonzept vom Cluster NRW näher kennen lernen“, berichtet Tarek Lababidi vom IMBSE. Nach dem Workshop gab es eine Reihe von weiterführenden Anfragen an Anja Kirchner und Michael Trommen. Unsere Angebote aus vierpunkteins unter die Lupe zu nehmen, darum ging es in der Projektlupe auf der eQualification 2019 in Bonn.
Hier ein Schnappschuss unseres Projektteams auf der Veranstaltung, passend da auch in Bonn groß Karneval gefeiert wird.
Was bedeutet moderner Unterricht für unsere regionalen Berufsschulen? Dazu tauschten wir uns diese Woche mit 13 Lehrkräften der Gesundheitsschulen der SWS Schulen auf dem Campus am Ziegelsee aus. Zusammen mit Thomas Harnisch, einem der beiden Geschäftsführer der SWS Schulen gGmbH, entwickelten wir einen dreistündigen Workshop für die Fachbereiche Logopädie, Physiotherapie, Sozialwesen und Altenpflege. Neben einem kurzen Theorieblock über digitale Lernformen, stand das Ausprobieren digitaler Tools im Vordergrund.
Dazu stellten wir das Live-Feedbacktool tweedback vor. Außerdem tutory, dass die Erstellung von Unterrichtsmaterial erleichtert sowie das Tool learningsnacks, mit dem sich kleine Lernhäppchen chatartig gestalten lassen. Gemeinsam wurde erörtert, welches Tool sich für welche Lernsituation eignet. Denn nicht in allen Lernprozessen ist der Einsatz sinnvoll, am Ende macht es eine gesunde Mischung aus digitalen und analogen Sequenzen. Der Workshop beschäftigte sich auch mit der Frage, welche digitalen Medien und Technologien bereits im Unterricht eingesetzt werden und was die Lehrkräfte gerne einsetzen möchten. Weit verbreitet ist der Einsatz von Lernvideos. Interessant für viele Lehrkräfte sind aber auch die Entwicklungen im VR- und AR-Bereich. Denn insbesondere im Gesundheitswesen eignen sich Apps, die bestimmte Krankenbilder und Notfallsituationen simulieren. Sie fördern damit handlungsorientiertes Lernen im Theoriefeld Schule.
Workshop zum digitalen Lehren an den SWS Schulen gGmbH
Die SWS Schulen sind bereits auf einem sehr guten Weg, modernen Berufsschulunterricht zu gestalten und anzubieten. Die Lehrkräfte sind aufgeschlossen und sehr engagiert. In kleinen Projektgruppen wird sich nun konkreten Problemen gewidmet, wie beispielsweise welche Hard- und Software-Anschaffungen im Lernkontext sinnvoll sind und wie der Datenschutz dabei berücksichtigt werden kann. Ziel ist es, ein fächerübergreifendes Medienbildungskonzept zu entwickeln, das zugleich die Grundlage für die Förderung aus dem DigitalPakt ist. Als Motivation für die kommenden Aufgaben erhielt jeder Teilnehmer unser Digi-Starterkit „vierpunkteins“. Ausgestattet mit USB-Stick, VR-Brille und Handy-Stativ können nun weitere digitale Möglichkeiten ausgetestet werden – und auch produziert werden. Wir wünschen den SWS Schulen auf diesem Weg weiterhin viel Freude und Erfolg.
Sie möchten Ihre Lehrkräfte und Ausbilder für eine Ausbildung 4.0 schulen? Wir bieten kostenlose Workshops an, kontaktieren Sie uns gerne.
Fortbildung zuOnboarding-Strategie, Ausbilder-Azubikommunikation und Online-Berichtsheft
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Manchmal kracht es zwischen dem Azubi und dem Ausbildenden, aus dem „Krach“ kann sich schnell ein Rückzug aus der Ausbildungsbeziehung entwickeln. Immerhin 25% der in Deutschland eingetragenen Ausbildungsverhältnisse werden frühzeitig gelöst. Besonderes Konfliktpotenzial in der Ausbildungsbeziehung besteht in der Kommunikation und den unterschiedlichen Erwartungen zwischen den Beteiligten. Anlass für Kritik bietet zudem immer wieder die Dokumentation der Ausbildungsnachweise.
Eckdaten: Am 8. und 9. März 2019, Blumentalstraße 108, 47798 Krefeld Freitag von 14 bis 18 Uhr, Samstag 10 bis 15 Uhr Anmeldung bis 15. Februar per E-Mail an: lababidi@imbse-gmbh.de Dozent/Dozentin: Tarek Lababidi und Anne Stapf Sie erhalten nach der Fortbildung ein Zertifikat
Für wen? Die Fortbildung des IMBSE richtet sich an Ausbildungsunternehmen und Fachkräfte der beruflichen Bildung.
Wieso kann Onboarding ein Hebel sein? Die ersten 100 Tage in der Ausbildung sind entscheidend über den weiteren Verlauf. Mit etwas Vorbereitung und einer zu Ihrem Betrieb passenden Onboarding-Strategie beugen Sie Konflikten in der Ausbildung vor und fördern obendrein das Leistungsvermögen Ihrer Azubis.
Was hat das digitale Berichtsheft mit dem Thema zu tun? In der Fortbildung erfahren Sie als Ausbildungsbetrieb Wissenswertes über die online-basierte Berichtsheftführung, können Vorteile sowie Nutzen einschätzen und kennen die kommunikativen Möglichkeiten mit Blick auf die Dokumentation des Ausbildungsverlaufs. Die Online-Berichtsheftführung dient zudem einer verbesserten Lernortkooperation zwischen Berufsschule und Betrieb.
Was kostet mich die Teilnahme? Für die Pilotfortbildung am 8. und 9.3. ist die Teilnahme kostenfrei. Das Projekt vierpunkteins wird aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und des Europäischen Sozialfond gefördert.
Digitalisierung im Handwerk – wie Apps, Barcodes und Drohnen bei der Steffen Huber GmbH richtungsweisend eingesetzt werden
Das folgende Interview wurde von Julia Jenzen für die Unternehmerzeitung (UZ) des Unternehmerverbandes Norddeutschland Mecklenburg-Schwerin e.V. geführt. Das vollständige Interview befindet sich in der Ausgabe 4/2018 und ist als PDF verfügbar.
UZ: Herr Huber, der Dachdeckermeister ist ein traditioneller Handwerksberuf. Denken Sie, die Digitalisierung im Handwerk kann bei der Nachwuchsgewinnung ein Anreiz für junge Leute sein, diesen Beruf zu ergreifen?
Huber: Auf jeden Fall. Auch das Dachdeckerhandwerk hat stark mit dem Azubi-Mangel zu kämpfen. Der Einsatz von digitaler Technik kann Arbeitsprozesse deutlich vereinfachen und beschleunigen. Das trägt natürlich zur Attraktivitätssteigerung des Dachdeckerberufes bei. Viele Schülerinnen und Schüler, aber auch die Eltern, haben ein völlig veraltetes Bild von einem Dachdeckerbetrieb, z.B. schleppt bei uns niemand tonnenweise Dachziegel von A nach B. Warum auch, dafür gibt es Kräne. Und dabei ist es auch völlig egal, ob die Bewerber männlich oder weiblich sind. Mir ist es wichtig, den jungen Leute und ihren Eltern frühzeitig zu zeigen, wie wir mit moderner Technik heutzutage arbeiten. Oft fehlt es an der Wertschätzung und einem Grundverständnis für einen handwerklichen Beruf.
UZ: Sie sind für den VR-Innovationspreis des
Handwerks 2018 nominiert. Mit welchen innovativen Ideen haben Sie Ihr
Unternehmen in den letzten Jahren in Sachen Digitalisierung voran gebracht?
Huber: In den letzten drei Jahren haben wir an vielen Stellschrauben gedreht und ca. 50.000 Euro investiert. Größter Meilenstein dabei war im letzten Jahr unsere eigene App, die mit den Herstellersoftwares vernetzt ist. Dadurch kann jeder Mitarbeiter zu jeder Zeit auf Bauordner, Bilder, Zeichnungen, Aufträge und Materialbestellungen zugreifen. Die Teamkommunikation wurde dadurch ebenfalls enorm verbessert. Früher gingen viele Informationen verloren und das führte zwangsläufig zu Fehlprozessen oder Materialbestellungen wurden doppelt ausgelöst. Das ist ärgerlich und kostet Zeit und Geld. Die App speichert alle Kundendaten direkt in der Cloud. Die App wird durch ein eigens für entwickeltes Barcodesystem ergänzt. Alle Informationen sind mit einem Scan verfügbar und Papier wird immer überflüssiger. Außerdem sind wir gerade in der Testphase für die elektronische Zeiterfassung. Wir setzen auch Drohnen ein, die direkt beim Kunden vor Ort ein Aufmaß erstellen und automatisch in die Cloud laden. Es gibt viele Ansatzpunkte, einen Handwerksbetrieb zu digitalisieren. Wichtig ist, den Anschluss nicht zu verpassen und bei Veränderungen alle Mitarbeiter mitzunehmen. Digitalisierung funktioniert nur, wenn alle mitziehen. Das komplette Unternehmen muss sich auf diesen Wandel einlassen. Aber die Erfolge sprechen am Ende für sich.
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UZ: Bis 2020 soll das
Planen und Bauen mit Building Information Modeling (BIM) bundesweit zum
Standard werden. Wie sehen Sie die Zukunft von BIM und wo stehen die KMU ihrer
Erfahrung in M-V?
Huber: Ich denke, für die meisten klein- und mittelständischen Handwerksbetriebe ist BIM noch in weiter Ferne. Für viele Betriebe muss zunächst ein „digitales Fundament“ geschaffen werden. Zunächst sollte sich jeder um eine vernünftige Dokumentation und elektronischen Schriftverkehr kümmern – weg vom Papier und Schluss mit Zettelkram! Das betrifft auch die komplette Kundenkommunikation. Als zweiten Schritt sollte das Rechnungswesen soweit digitalisiert werden, dass man auch von Lieferanten nur noch elektronische Rechnung erhält und diese direkt ins System eingebunden werden kann. Da kommt für viele BIM ganz weit hinten in der To-do-Liste. Ganz wichtig – BIM muss mit den branchenspezifischen Softwarelösungen kompatibel sein, ohne zusätzlichen Aufwand. Denn am Ende nützt aller Aufwand nicht, wenn nur ein Bruchteil der Gewerke BIM einsetzt. Und wenn öffentliche Aufträge als „digitale“ Ausschreibungen deklariert werden, indem man ein 200-seitiges PDF-Dokument zum Download anbietet, geht das auch am Ziel vorbei.
UZ: Spielt digitales
Lernen für Sie eine Rolle?
Huber: Ja, klar. Ich selbst nutze z.B. regelmäßig Webinare. Entweder direkt von Herstellern, aber auch von anderen Anbietern. Dadurch kann ich das Lernen zeitlich individuell einplanen und muss nicht durch halb Deutschland reisen. Die Hersteller kommen aber auch regelmäßig für Software-Inhouse-Schulungen direkt zu uns oder schalten sich per Fernwartung auf unsere Systeme und schulen uns direkt am Produkt. Viele haben auch Youtube-Kanäle mit Erklärvideos oder FAQs. Die Berufsschulen hängen da leider noch etwas hinterher. Handwerklich wird meist vorbildlich gearbeitet, aber vom digitalen Lernen sind die Schulen und Ausbildungszentren häufig noch weitentfernt und können mit modernen Ausbildungsbetrieben nicht mithalten.
UZ: Wohin geht der
Trend bei der Digitalisierung im Handwerk?
Huber: Auf jeden Fall treibt die Digitalisierung die individuelle Einzelfertigung voran. Schon jetzt kann ich spezielle Bauteile in Losgröße 1 fertigen lassen und so auf konkrete Kundenwünsche eingehen. Die meisten Materialbestellungen laufen auch zunehmend über Onlineshops. Dort kann man sich seine Waren zusammenstellen und erhält direkt alle Produktdaten. Diese kann ich direkt in mein Angebot für den Kunden einbinden. Dadurch fallen leider die lokalen Großhändler immer weiter ab. Viele Hersteller bieten bereits eigene tolle Apps an. Dadurch kann ich beispielsweise vor Ort beim Kunden mit Augmented Reality simulieren, wie bestimmte Fenster eingebaut aussehen und wie sich dies auf den Lichteinfall auswirkt. Ein Flachdachhersteller hat eine App, bei der ich die Ist-Daten der Baustelle eintrage und die App schlägt mir normgerechte Lösungen vor.
Letztendlich kann Technik die Steuerung erleichtern , aber
keine Menschen ersetzen. Man muss daher auch lernen „Nein“ zu sagen und die
eigenen Grenzen definieren. Wir können nicht unendlich viele Aufträge annehmen,
denn am Ende sind es Menschen, die die Arbeit ausführen und Handwerker sind
bekanntlich Mangelware. Daher kommt es bereits jetzt durchschnittlich zu
Wartezeiten 3 – 6 Monaten und „Noteinsätze“ für Neukunden sind kaum machbar. So
gut wie jeder Mensch hat einen Hausarzt, aber kaum einer einen Hausdachdecker. Und
selbst wenn wir jetzt einen Run auf die Ausbildungsplätze erleben würden, fehlt
es gleichzeitig an ausbildendem Personal.